Grußwort des Bezirksheimatpflegers Dr. Peter Fassl, Augsburg:

 

Der Initiative zur Erhaltung des Lindauer Rainhauses bin ich gerne beigetreten. Aus der langjährigen Beschäftigung mit der Medizingeschichte Augsburgs und Schwabens weiß ich, wie selten ein etwas abseits stehendes Quarantänehaus erhalten ist. Die Isolierung von Kranken war ja neben der Flucht aus der Stadt die einzige Möglichkeit sich vor Ansteckung zu schützen. Der Pest war man hilflos ausgeliefert, der Erreger wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckt. Das Quarantänehaus, ein bemerkenswerter und repräsentativer Bau des 16. Jahrhunderts. Er bildet damit über die architektonische und städtebauliche Bedeutung hinaus ein bemerkenswertes Zeugnis der Kultur- und Medizingeschichte.


Vermutlich ist es das älteste noch erhaltene "Krankenhaus" in Bayern überhaupt.

 

Ich freue mich, dass die Lindauer sich so eigensinnig, traditionsbewußt und opferungswillig für ihre Stadt einsetzen - eine gute reichsstädtische Tradition, die Ihr aus Augsburg stammender Oberbürgermeister sicher zu schätzen weiß.

 

 

Grußwort von Marigret Brass-Kästl, Stadtheimatpflegerin Lindau

                     Eugen Baumann, Kreisheimatpfleger Lindau  


Bei der gemeinsamen Recherche zur Geschichte und zum 100-jährigen Jubiläum des Lindauer (Kreis)Krankenhauses sind wir neben Hinweisen zum Hospital auf der Insel des öfteren auch auf das Rainhaus in Aeschach gestoßen. Es steht in direktem Zusammenhang mit der Kultur- und Medizingeschichte Lindaus und ist somit ein wichtiges historisches Zeugnis für das Leben in der ehem. Reichsstadt Lindau. 

 

Das Rainhaus ist allein durch die Wucht seiner Erscheinung ein einzigartiges Gebäude auf dem Lindauer Festland. Mit seinem imposanten Stufengiebel und einer Firsthöhe von mehr als 15 Metern erinnert es an das schöne spätgotische Lindauer Rathaus – und steht doch mitten im Grünen! Noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte es eine beherrschende, singuläre Position, dann rückten zunehmend Wohnungsbauten und später Schulgebäude in seine Nähe. Heute steht es fast als Fremdkörper mitten in einer kleinteiligen Bebauung, die ihm sehr nah gerückt ist. Es gehören Mut und Phantasie dazu, diesen fremd gewordenen Baukörper wieder in unserer kleinformatigen Wohn-und Arbeitswelt zu akzeptieren und ihn wahrzunehmen als das, was er ist: ein Zeichen aus einer fernen Zeit, das uns lehren kann, wie ein Gebäude allein durch Ausmaß und Gestalt ausdrückt, dass Gesundheit und menschenwürdiges Auskommen für alle Schichten bereits im 16. Jahrhundert in unserer Stadt ein hohes Gut waren.

 

Diesem Haus seine Würde und Geschichte wiederzugeben und es in Form und Nutzung für kommende Generationen zu erhalten und wiederzubeleben, ist eine der vornehmsten Aufgaben der Stadt und des Denkmalschutzes in Lindau überhaupt.

 

Richard von Weizsäcker (Zitat):

Eine Gesellschaft, die ihre Denkmale dem Verfall preisgibt, gleicht einem Menschen, der sein Gedächtnis verliert.

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